Interview mit Klaus Aschauer, Mitglied des Vorstands bei Cosmo Consult

Moderne ERP-Systeme als Plattform-Technologie verstehen!

Im Interview mit IT-MITTELSTAND führt Klaus Aschauer, Mitglied des Vorstands bei Cosmo Consult, als eine Ursache für ERP-Probleme die veraltete Programmtechnik der vielfach noch verwendeten Legacy-Systeme an, weist aber auch auf unterschiedliche Datenstrukturen oder hohe Prozesskomplexität als mögliche Ursachen hin.

Klaus Aschauer, Mitglied des Vorstands bei Cosmo Consult

ITM: ERP-Systeme sind schon lange Standard im Mittelstand. Wo sehen Sie die Gründe dafür, dass das Zusammenspiel verschiedener ERP-Systeme, zum Beispiel denen von Kunden und Lieferanten oder denen von Konzern-Töchtern und Konzernzentrale, auch heute immer noch schwierig und komplex ist?

Klaus Aschauer: Die Komplexität im Zusammenspiel von ERP-Systemen ist meist vielschichtig. Zum einen reden wir – speziell im Mittelstand – von Legacy-Systemen, deren programmtechnische Struktur ein reibungsloses Zusammenspiel mit modernen Systemen oft gar nicht ermöglicht. Zum anderen liegt es an unterschiedlichen Datenstrukturen und hoher Prozesskomplexität, die eine tiefergehende Integration verhindern.

Moderne ERP-Systeme muss man heute als Plattform-Technologie verstehen. Dazu gehört vor allem die Plattform Microsoft Dynamics 365, über deren Common-Data-Services die Datenstrukturen so standardisiert werden, dass ein Datenaustausch von beispielsweise Stammdaten nicht mehr notwendig ist, da ERP-Systeme wie Dynamics 365 Finance & Operations oder Dynamics 365 Business Central, die Dynamics Customer Engagement Systeme für Field Service, Customer Relationship oder Marketing und auch die Office365-Produkte allesamt identische Daten nutzen.

Eine ganzheitliche Betrachtung des Digitalisierungszustands eines Unternehmens – wie sie Bestandteil unserer digitalen Reifegradprüfung ist – ist dabei insbesondere für potenziell verbundene Systeme unerlässlich.

ITM: Genauso schwierig gestaltet sich oft die ERP-Anbindung von Fremdsystemen (CRM, WMS, PIM, Online-Shop). Hat das die gleichen Ursachen – oder kommen weitere Aspekte hinzu?

Aschauer: Zum Teil hat dies sicherlich ähnliche Ursachen: Unterschiedliche Datenstrukturen, fehlende Konnektivität und sehr oft proprietäre Systemarchitekturen. Die Einbindung von Fremdsystemen in Prozessabläufe ist aber häufig unternehmenskritisch, weshalb man ein besonderes Augenmerk auf die Integration legt. Darum haben wir mit unserem Produktdatenmanagement einen variablen Konnektor für Zeichnungsverwaltung, CAD-Integration, Revisionsmanagement und Änderungsmanagement geschaffen, der eben nicht nur Daten von links nach rechts schiebt, sondern die Prozessebene berücksichtigt und diese optimiert. Auch hier nutzen moderne Technologien rund um Microsofts Common Data Services, Azure, Flow etc.

Unser End-to-End-Ansatz im Sinne der ganzheitlichen Beratung und Betreuung unserer Kunden fordert mehr und mehr Architekturberatung im Sinne des Open-Data-Ansatzes. Und genau hier liegt auch der Schwerpunkt unseres Bereichs „Digital Business Consulting“.

ITM: Inwiefern würden gemeinsame Datenmodelle, wie sie z-B. Adobe, Microsoft und SAP mit ihrer im September 2018 lancierten Open-Data-Initiative anstreben, das Zusammenspiel der ERP-Systeme untereinander und mit Fremdsystemen verbessern?

Aschauer: Die ins Leben gerufene Initiative ist ein ganz großer Schritt in die richtige Richtung. Es würde vieles erleichtern im Zusammenspiel von Systemplattformen. Ein fundamentaler Baustein hierbei ist die vertrauliche, Systemwelten-übergreifende Verwendung und Verwertung von Daten. Microsoft ist ein Vorreiter in diesem Bereich, nicht nur in der Zusammenführung von Datenstrukturen, sondern insbesondere bei der Verwendung bzw. Nicht-Verwendung von gesammelten Daten. Microsofts CEO Satya Nadella vertritt die Meinung „Keep User Data Safe“. Er sagt „Privacy is a human right, we need a GDPR for the world“! Das ist der Microsoft-Ansatz, dem wir als Cosmo Consult vertrauen, weil er den Kundenerfolg in den Mittelpunkt stellt und unser Wertesystem „human centric“ verkörpert.

ITM: Ein Problem bei der Integration heißt heute „Schnittstelle“: Was empfehlen Sie IT-Leitern, wie sie die berüchtigte Schnittstellen-Problematik vermeiden oder zumindest beherrschen können?

Aschauer: Wie ich bereits erwähnt habe, ist ERP keine Systementscheidung mehr, sondern eine Entscheidung über langfristige Plattformstrategien. Wir beraten unsere Kunden daher genau in diese Richtung. Oftmals reichen kleine Schritte bei Plattformentscheidung aus, um großen Nutzen im täglichen Geschäft ziehen zu können.

So ein erster Schritt ist häufig die Entscheidung für die Cloud, die Office365-Nutzung mit Tools wie Teams oder die Erstellung einer Power-App. Kleine Helfer mit großer Wirkung – in unserem End-to-End-Ansatz sind sie der Schlüssel zum Erfolg.

ITM: Eine bewährte Schnittstelle zwischen ERP-Systemen, vor allen Dingen über Firmengrenzen hinweg, bilden schon lange EDI-Systeme. Was fehlt bewährten Standards wie Edifact noch?

Aschauer: Dort sind doch bereits über 200 klar definierte „Edifact-Nachrichten“ geschaffen, über die ERP-Systeme unmissverständlich Bestellungen, Rechnungen, Lieferavise, Frachtbriefe oder Zollerklärungen austauschen könnten. Edi / Edifact hat sich somit als Standard in bestimmten Branchen wie etwa Automotive oder Handel etabliert.

Jedoch sind auch hier unterschiedliche Sub-Standards entstanden, wodurch Edi-Implementierungen sehr komplex geraten können. Speziell große Konzerne wie Siemens, Bosch oder Handelsriesen wie Edeka und Rewe haben ihre eigenen Standards definiert, die eben dann gar keinen Standard mehr darstellen.

Zukünftig werden auch hier lernende Systeme zum Einsatz kommen, die unterschiedliche Standards erkennen, interpretieren, übersetzen und wiederverwenden und verschiedene Systemwelten miteinander kommunizieren lassen. Wir als Cosmo Consult sind hier sehr aktiv und launchen gerade unser mit künstlicher Intelligenz versehenes „intelligent ERP“, um unsere Kunden auf dem erfolgreichen Weg in die intelligente Zukunft zu unterstützen.

ITM: Herr Aschauer, vielen Dank für das Interview!

Bildquelle: Cosmo Consult

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