Uwe Bergmann (Cosmo-Consult-Gruppe) im Interview

Entscheidungen mit anderen Horizonten betrachten

IT-MITTELSTAND befragt die Verantwortlichen der großen IT-Anbieter. In dieser Ausgabe: Uwe Bergmann, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Cosmo-Consult-Gruppe.

Uwe Bergmann, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Cosmo-Consult-Gruppe

„Mittelständler zeichnen sich durch unternehmerische und soziale Verantwortung aus”, so Uwe Bergmann, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Cosmo-Consult-Gruppe.

Unter Mittelstand verstehe ich ...

... Unternehmen vom Handwerksbetrieb bis zum globalen Familienunternehmen. Für mich hat Mittelstand mehr mit einer Haltung als mit einer klar definierbaren Firmengröße zu tun. Mittelständler zeichnen sich durch unternehmerische und soziale Verantwortung aus. Ihre Strategien folgen meist langfristigeren und nachhaltigeren Zielen. Die mittelständische Wirtschaft ist das Fundament unserer sozialen Marktwirtschaft und ein wichtiger Treiber für Innovation, Fortschritt und sozialen Zusammenhalt.

Der Mittelstand hebt sich von Großkonzernen dadurch ab, dass ...

... Ziele und Strategien langfristiger angelegt sind und wenige dem Shareholder Value folgen. Oft sind die Eigentümer selbst aktiv und denken stärker im Sinne des Unternehmens, der Kunden und der Mitarbeiter als an ihre persönlichen Interessen als Eigentümer. In den meisten mittelständischen Firmen spielen die Quartalszahlen eine eher untergeordnete Rolle, wodurch Entscheidungen und Handlungen mit anderen Horizonten betrachtet werden können. Werte, Pragmatismus und die Nähe zu den Menschen zeichnen Mittelständler besonders aus.

Um als IT-Spezialist im Mittelstand Erfolg zu haben, bedarf es ...

... Einfühlungsvermögens, Augenhöhe, Integrität und gelebter Partnerschaft neben der richtigen Technologie und Kompetenz in den jeweiligen Fachbereichen. Aber vor allem muss man die Sprache der Kunden sprechen und die Menschen mit Ideen und Lösungen begeistern. Nähe und Nahbarkeit spielen eine entscheidende Rolle. Wenn Themen wie Cloud oder Künstliche Intelligenz Einzug halten, sind Kommunikation, Aufklärung und das Schaffen von Vertrauen von entscheidender Bedeutung. Ich sehe es als unsere Aufgaben an, unsere Kunden dabei zu unterstützen.

Was die IT anbelangt, ist der Mittelstand ...

... sehr konservativ bis sehr experimentierfreudig, wobei der konservative Teil noch dominiert. Es gibt jedoch schon sehr innovative Mittelständler, die die Chancen der neuen Technologien erkannt und sich auf den Weg in die digitale Zukunft gemacht haben. Andere müssen eher aufpassen, gerade auch im internationalen Vergleich nicht abgehängt zu werden. Es ist schon interessant, dass sich mittlerweile nicht nur die Regierung und Verbände, sondern sogar Gewerkschaften Sorgen um die deutsche Wirtschaft machen und den Unternehmen nahelegen, sich stärker mit Technologien wie Künstlicher Intelligenz oder Cloud zu beschäftigen.

Die durchschnittliche IT-Grundausstattung im Mittelstand ist ...

... drei bis vier Jahre alt, was vor fünf Jahren noch ganz okay gewesen wäre. Heute, in der Geschwindigkeit, mit der sich die Technologien entwickeln, ist das schon recht alt. In der Zukunft wird eine so „veraltete“ Grundausstattung nicht mehr kompatibel und nicht mehr konkurrenzfähig sein. Und auf keinen Fall werden junge Talente in einem solchen Umfeld arbeiten wollen.

Charakteristisch für IT-Investitionsentscheidungen im Mittelstand ist, dass ...

... Entscheidungen sehr konsensorientiert getroffen werden. Mittelständler versuchen, möglichst alle Interessengruppen ins Boot zu holen. Das macht Entscheidungen auf der einen Seite recht komplex, auf der anderen Seite hilft es enorm bei der späteren Umsetzung. Es wird jedoch immer noch zu wenig strategisch gedacht. Da werden die zum Zeitpunkt der Entscheidung verfügbaren Funktionen verglichen, ohne gerade im Software-Bereich die strategische Weiterentwicklung und die künftigen Möglichkeiten von Systemen und Anbietern zu betrachten. Die funktionalen Unterschiede sind letztlich bei den führenden Systemen, zumindest in den Bereichen ERP, CRM und Business Intelligence, in denen wir tätig sind, nicht so riesig. Aber bei der strategischen Aufstellung für die Zukunft sind die Unterschiede gigantisch.

Die typischen IT-Probleme des Mittelstands sind ...

... immer noch zu viele Insellösungen, Medien- und Datenbrüche, unzureichende oder schlechte Datenqualität, fehlendes Fachpersonal, veraltete Systeme und eine fehlende Digitalisierungsstrategie.

Als Lösung für diese Probleme favorisiere ich ...

... sich mit einem ganzheitlichen Digitalisierungs- bzw. Transformationsansatz zu beschäftigen. Hier ist die Technologie nur eine Komponente. Strategie und Kultur sind ebenso wichtig, um ein Unternehmen und seine Menschen in die digitale Zukunft zu führen. Dabei hilft es, zunächst den eigenen Status festzustellen, um dann eine Strategie und einen Umsetzungsplan zu entwickeln.

Handlungsbedarf auf IT-Seite im Mittelstand sehe ich ...

... darin, dass jedes Unternehmen seinen eigenen Weg in die digitale Zukunft finden muss. Wichtig ist, dass langsam das Bewusstsein wächst, dass es Handlungsbedarf gibt. Dies ist der erste und vielleicht wichtigste Schritt.

Um als IT-Unternehmen im Mittelstand Erfolg zu haben, bedarf es ...

... Leidenschaft und des Wunsches, für die Kunden und deren Mitarbeiter echten Nutzen zu bringen sowie selbst als Teil der mittelständischen Wirtschaft mit gutem Beispiel voranzugehen. Dazu gehört auch, im eigenen Unternehmen alles vorher einmal auszuprobieren!

Persönliches

Name: Uwe Bergmann
Alter: 50 Jahre
Familienstand: in einer Beziehung, fünf Kinder
Hobbys: Familie, Sport

Karriere

Ausbildung: Studium Maschinenbau und Wirtschaft (Dipl.-Kfm.)
Beruflicher Werdegang: Siemens Nixdorf, 1996 Gründung der Cosmo
Consult GmbH
Derzeitige Position: Gründer, Haupteigentümer, Vorstandsvorsitzender, CEO der Cosmo-Consult-Gruppe

Bildquelle: Cosmo Consult

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